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Krieg in der Ukraine - Ukraine-Krieg: Yogeshwar fordert mehr diplomatische Anstrengungen

Der Moderator Ranga Yogeshwar hatte sich im April in einem offenen Brief gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen. Auch fünf Monate später sagt er: Die Eskalation muss aufhören und die Diplomatie muss einsetzen.

Im April hatten über 20 Intellektuelle hierzulande einen Aufruf gegen Waffenlieferungen an die Ukraine unterzeichnet, sie forderten "Waffenstillstand-Jetzt". Einer von Ihnen war der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar. Auch nach der Teilmobilmachung in Russland und der Ansetzung von Scheinreferenden in besetzten Gebieten hält er an seiner Grundhaltung fest:

"Ich bleibe bei der Aussage, dass wir eher in den letzten Wochen und Monaten erleben, was es heißt, wenn wir eine Linie weiterfahren, nämlich die Linie einer Eskalation." Die Schein-Referenden seien ein weiteres Kapitel in dieser Eskalation.

"Müssen nach Alternativen gucken"

Auch wenn die umstrittenen Referenden in besetzten Gebieten und die Teilmobilmachung Eskalationen von russischer Seite sind – Yogeshwar sagt: "Das ist die Falle, in der wir sind, dass wir genau auf dieser Basis ständig weitermachen. […] Wir müssen doch nach Alternativen gucken."

Yogeshwar sieht eine Eskalation auch in anderen Ländern: "Ich erinnere nur an das, was momentan hier in Deutschland passiert mit Energiepreisen, die absurd hoch werden, die irgendwann auch anfangen, den inneren Frieden in unserem Land zu stören."

China mit ins Boot holen?

Welche Alternativen es gebe, da bleibt Yogeshwar uneindeutig: "Es ist an der Zeit zu erkennen, dass Diplomatie ein bisschen mehr ist, als nur zu sagen: Okay, sprechen. […] Die Kunst der Diplomatie ist etwas, was viel weiter geht, viel komplexer ist. […] Es gibt da viel mehr, als das, was da momentan auf dem Tisch steht."

Er empfiehlt, über Formate nachzudenken, die es den Parteien einfacher mache, miteinander zu sprechen und eventuell auch Länder wie China mit ins Boot zu holen.

Offener Brief aus dem Juni 2022

Deutsche Prominente haben in einem offenen Brief Politiker dazu aufgefordert, den Ukraine-Krieg durch Verhandlungen zu beenden. In dem Appell mit dem Titel "Waffenstillstand jetzt!", der am 29. Juni in der Wochenzeitung "Die Zeit" veröffentlicht wurde, fordern bekannte deutsche Persönlichkeiten wie der Philosoph Richard David Precht, Schriftstellerin Juli Zeh sowie Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar einen "konzertierten Vorstoß" für Verhandlungen.

Strategie zur Beendigung des Krieges

Europa stehe vor der Aufgabe, den Frieden auf dem Kontinent wiederherzustellen und ihn langfristig zu sichern. Hierzu bedarf es der Entwicklung einer Strategie zur möglichst raschen Beendigung des Krieges, heißt es im Brief. Zudem stellen die Prominenten in Frage, ob Waffenlieferungen der richtige Weg seien. Eine weitere Fortsetzung des Krieges würden Tausende weitere Kriegsopfer bedeuten, heißt es. Auch die humanitäre Notlage auf der ganzen Welt - darunter die Hungersnot in Afrika - könnte sich weiterhin zuspitzen. Zudem bestehe die Gefahr einer atomaren Eskalation.

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