Kurz vor Weihnachten war der Spionagefall beim BND bekannt geworden. Während sich der Nachrichtendienst und die Generalbundesanwaltschaft bedeckt halten, heißt es in Presseberichten, der Mann habe auch geheime Lageeinschätzungen zur Ukraine an Russland übermittelt. Erich Schmidt-Eenboom, Publizist und Leiter des Forschungsinstituts für Friedenspolitik in Weilheim (Oberbayern), sieht darin für die Ukraine mitten im Krieg einen herben Niederschlag.

Experte zu Spionagefall: Im Krieg besonders gravierend

"Der Schaden ist also nicht auf den Bundesnachrichtendienst begrenzt, sondern er betrifft die ganze westliche Intelligence-Community und darüber hinaus natürlich auch den Partnerdienst in Kiew", sagt der Geheimdienstexperte. "Schon in Friedenszeiten wäre natürlich ein solcher Maulwurf von dieser Qualität für jeden Nachrichtendienst eine große Niederlage." In Kriegszeiten sei der Fall besonders gravierend.

Russland könnte durch die Spionage in der Lage sein, Gegenmaßnahmen zu treffen, sagt Schmidt-Eenboom. Die Sorge sei, dass die ganze westliche nachrichtendienstliche Aufklärung gegenüber Russland nachhaltig beschädigt werde. Zur Bedeutung der Geheimdienste des Westens betont er: "Ohne die nachrichtendienstliche Unterstützung hätten die ukrainischen Streitkräfte diesen Krieg längst verloren."