Kassenzettel neben einem Einkaufswagen mit Lebensmitteln
IMAGO / Sven Simon
Bild: IMAGO / Sven Simon Download (mp3, 16 MB)

Vis à vis - DIW-Chef Marcel Fratzscher über Inflation: Kaufkraft in Gefahr

"Für Menschen mit mittleren und geringen Einkommen wird das nächste Jahr eine Katastrophe" - das sagt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Es gebe aber trotz der derzeitigen Krisen auch Grund für vorsichtigen Optimismus. Von Lisa Splanemann

Seine große Sorge sei es, dass die aktuelle Krise eine zutiefst unsoziale Krise sei, sagt Marcel Fratzscher, Präsident des DIW. Das Armutsrisiko in Deutschland werde zunehmen, "weil eben gerade Menschen am unteren Ende jetzt auch nicht die großen Lohnsteigerungen bekommen." Die individuelle Inflation sei für Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen zudem besonders hoch, da sie einen großen Teil ihres Einkommens für Lebensmittel und Energie ausgeben müssten.

DIW-Chef Fratzscher erwartet für 2023 nicht unbedingt eine Besserung, sondern sogar eine Verschlechterung: "Für Menschen mit mittleren und geringen Einkommen wird das nächste Jahr eine Katastrophe."

DIW-Chef Fratzscher: Menschen müssen Gürtel nochmal enger schnallen

 

Die Lohnsteigerungen würden wohl wieder unter der Inflationsrate liegen. "Dann müssen die Menschen nochmal den Gürtel enger schnallen", so Fratzscher. Der Rückgang der Kaufkraft schade vor allem kleinen und mittleren Unternehmen. Für 2024 bleibe die Hoffnung, dass die Inflation so weit runtergehe, dass die Löhne und staatlichen Leistungen wieder stärker steigen.

Gestärkt aus der Krise hervorgehen

 

Optimistisch mache ihn bei aller Sorge um die sozialen Härten der Krise, dass Deutschland gesamtwirtschaftlich auch eine riesige Chance habe. "Jetzt geht es darum, die Energiewende - den Umbau der Wirtschaft auf erneuerbare Energien, auf nachhaltige Technologien - massiv zu beschleunigen." Dann könne Deutschland gestärkt aus der Krise hervorgehen.