Beschäftigte der Royal Mail streiken in London
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Interview - Politologe über Streikwelle: "Die Briten sind resigniert"

Wegen eines Streiks ist in Großbritannien der Zugverkehr weitgehend zum Erliegen gekommen, auch Beschäftigte bei Post und Grenzschutz haben ihre Arbeit niedergelegt. Weihnachten sei deshalb chaotisch gewesen, sagt Anthony Glees, Politikwissenschaftler an der University of Buckingham. Aus seiner Sicht ist der Brexit Schuld an der Krise.

"Sachen, die man in vorigen Jahren perfekt bekommen hat: Truthahn, Hähnchen, Lebkuchen aus Deutschland - all das fehlt uns in den Geschäften", sagt Glees. Außerdem sei es fast unmöglich gewesen, wenn man über Weihnachten reisen wollte - ob innerhalb von Großbritannien oder ins Ausland.

Glees vergleicht Brexit-Folgen mit den Sanktionen für Russland

 

"Was die Wirtschaft angeht, da gibt es nur ein Wort, das alles zusammenfasst: das ist der Brexit", sagt Glees. Die britische Wirtschaft sei um vier bis sechs Prozent kleiner als wenn das Land immer noch Teil der EU wäre - und jeder Prozentpunkt entspreche 25 Milliarden Pfund.

"Das bedeutet, dass es der britischen Wirtschaft durch den Brexit schlechter geht als der russischen Wirtschaft durch all die Sanktionen, die die Weststaaten auf Russland ausüben." In Russland gebe es aber genug zum Essen, genug Landwirte und genug Brot.

Glees: Briten bereuen Brexit

 

Die Streiks in Großbritannien seien aus wirtschaftlicher Sicht ärgerlich, sagt Glees. "Aber die Briten sind resigniert. Die sind resigniert, ärmer zu werden." Die Menschen würden den Brexit inzwischen bereuen. "Es gibt eine große Mehrheit der Briten, die sagen, es war eine falsche Entscheidung."