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Interview - "Putin stimmt die Bevölkerung auf Krieg ein"

In seiner Rede zum 77. Tag des Sieges über Nazi-Deutschland hat Wladimir Putin den Einmarsch in der Ukraine erneut verteidigt. Weil er die Ukraine nicht besiegen könne, versuche er nun das Geschehen umzudeuten in einen Verteidigungskrieg gegen den Westen, sagt Jörg Baberowski, Osteuropa-Experte an der Humboldt-Universität.

An Putins Rede lasse sich klar erkennen, dass der russische Präsident versuche, den Angriff auf die Ukraine umzudeuten. "Er versucht jetzt, die Bevölkerung darauf einzustimmen, dass es sich um einen Krieg handelt – und zwar nicht um einen Krieg gegen die Ukraine, sondern um einen Krieg gegen die Nato und die USA", sagt Baberowski. In diesem Narrativ werde die Ukraine in ein Instrument der Aggression des Westens verwandelt.

Umdeutung des Angriffs in einen Verteidigungskrieg

 

In Putins Denken sei das alte Imperium der Sowjetunion noch präsent, erklärt Baberowski. Russland sehe er als Nachlassverwalter dieses Imperiums. "In dieser Logik kann er nicht akzeptieren, dass eine – in Anführungszeichen – 'abtrünnige Provinz' wie die Ukraine sich dem Westen annähert."

Die Umdeutung des Angriffs in einen Verteidigungskrieg deutet Baberowski dennoch als Verzweiflungstat. Putin stehe mit dem Rücken zur Wand. Die Rede sei ein Eingeständnis, dass er die Ukraine nicht besiegen könne, auch die vielen russischen Soldaten könne er nicht mehr verschweigen. "Deshalb versucht er eben jetzt daraus einen Krieg zu machen, der sich gegen den Westen richtet, um ihn zu rechtfertigen und ihn zu legitimieren", sagt Baberowski.

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