Interview - Oberst Reisner: Russland will die ukrainische Verteidigung brechen

Seit fast zwei Wochen führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Die Region um Charkiw werde so heftig angegriffen, weil dort wichtige Verkehrsknotenpunkte liegen, erklärt Markus Reisner, Oberst im österreichischen Generalstab. Für den Ausgang des Kriegs sieht er zwei mögliche Szenarien.

Aus den Städten Sumy und Charkiw wird von besonders schweren Kämpfen berichtet. Zu Beginn der Invasion sei es das Ziel der russischen Truppen gewesen, schnell die Verteidigungsstellung der ukrainischen Armee zu brechen. Man habe aber enorme Schwierigkeiten gehabt, die Logistikkonvois zu sichern, da diese immer wieder aus dem Hinterhalt angegriffen worden seien, so Reisner. Darum habe sich die russische Armee entschieden, zunächst die Städte Sumy und Charkiw einzunehmen.

Reisnder: Russland will zum Dnepr vorrücken

 

Es sei nun das Ziel der russischen Armee, bis zum Fluss Dnepr vorzurücken, um zu verhindern, dass die ukrainische Armee dort eine neue Verteidigungslinie errichten kann, so der Oberst im österreichischen Generalstab.

Für den weiteren Verlauf des Krieges sieht Reisner zwei mögliche Szenarien: Putins Ziel sei es wahrscheinlich, die pro-demokratischen Bevölkerungsteile zu vertreiben und mit den verbleibenden Menschen in der gesamten Ukraine einen Satellitenstaat samt Marionettenregierung zu etablieren. "Wenn jetzt der Widerstand Ukrainer länger andauert und verbissener wird, dann wäre es natürlich so, dass mit jeder Stunde und mit jedem Tag die Ukrainer mehr Unterstützung aus dem Westen erhalten – und da kann es natürlich sein, dass irgendwann der Widerstand so groß ist, dass die Ukrainer es tatsächlich schaffen, die Russen zumindest zu einem Waffenstillstand zu zwingen, der dann die Basis für mögliche Verhandlungen sein kann", so der Oberst.

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